Condor und der Plan E

Nach zwei Stunden Flug ohne Probleme sind wir bereits im Landeanflug auf Korfu, als sich der Käpt’n meldet. Die Gewitterwolken links befänden sich direkt über Korfu, was aber grundsätzlich kein Problem wäre. Der Wind aber käme heute mal ausnahmsweise von Süden, was für Korfu sehr ungewöhnlich sei und für die Boeing 757-300 sogar gefährlich. Weil der Landeanflug aus Süden erfolgt und die Landebahn dann wegen des Windes zu kurz wäre.

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Deshalb flöge man jetzt erstmal nach Thessaloniki und würde dort schauen, wie‘s weitergeht. In Thessaloniki (bestes Wetter, 26 Grad) stehen wir zwei Stunden auf Parkposition, ohne dass jemand die Maschine verlassen dürfte und ohne dass von Seiten der Fluggesellschaft mal ne Runde Getränke spendiert würde. Stattdessen „erarbeite man in der Firma in Deutschland fieberhaft Optionen für den Fortgang der Reise“.

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Plan A: Warten bis das Wetter besser wird und dann ab nach Korfu.

Plan B: Per Bus (ca. 3,5 Stunden) und Fähre von Thessaloniki nach Igoumenitsa und weiter nach Korfu.

Plan C: Erst eine Hälfte der Passagiere nach Korfu bringen. Dann zurück nach Thessaloniki und den Rest holen,

Plan D: Raus aus‘m Flieger und in Thessaloniki im Hotel auf besseres Wetter am nächsten Tag warten.

Aaaaber: Der Wind dreht erst Sonntag wieder und in Thessaloniki ist Messe und alle Hotels belegt. Daher setzt Condor auf

Plan E: von Thessaloniki geht’s nach Athen (in Worten: Athen), dort in Hotels und am nächsten Tag nach Korfu.

Heißt: für 275 Passagiere an Bord und 275 Passagiere am Fluhafen Korfu, die unsere Maschine zur Rückkehr nach Deutschland erwarten, 550 Plätze in Transferbussen, 550 Hotelbetten und entsprechendes Personal, das dies alles koordiniert, organisieren. Für uns als Mitwirkende in Plan E erlaube ich mir festzustellen, dass die Beteiligten damit hoffnungslos überfordert waren.

In Uhrzeiten ausgedrückt:

Boarding in Düsseldorf war um 05:05 Uhr. Landung in Thessaloniki um 10:05 Uhr. Stundenlanges warten in Parkposition. 13:15 Uhr Start nach Athen. 14:00 Uhr Landung in Athen. Heiß und schwül. Zwei Stunden Warten am Gepäckband. 2 (!) reichlich genervte Griechinnen „kümmern“ sich um uns. Weitere Stunden Warten im Freien auf Busse und Hotelzuweisung. 19:15 Uhr Bezug des Zimmers.

Da waren wir schon 16 Stunden ab zuhause unterwegs!

Hinzu kommt, dass im Athener Airport Passagiere „verloren gehen“, das komplette Gepäck quer durch den Flughafen mitgeschleppt werden muss, ein Hotel überbucht ist, einige Passagiere in Eigenregie per Taxi durch Athen unterwegs sind und die letzten erst gegen 22:30 Uhr ein Zimmer haben.

Zum Glück sind keine Kinder an Bord, zum Glück ist es eine äußerst genügsame Gemeinschaft und zum Glück gibt es am Abend ein reichhaltiges Buffet.

Als aber die gesamte Crew am nächsten Morgen erst um 08:03 Uhr am Gate auftaucht (geplanter Abflug: 08:20 Uhr), droht die Stimmung dann doch kurzzeitig zu kippen. Sie seien zum falschen Terminal gebracht worden. Höhnische Bemerkungen sind die Folge. Wen wundert’s. Denn wir Passagiere wurden bereits wieder um 05:00 Uhr zu den Bussen befohlen, um dann wieder eine Stunde auf die Öffnung der Check-in- Schalter zu warten.

Rund 20 Mitreisende bleiben in Athen zurück. Zum Teil auf selbst organisierter Weiterreise, zum Teil auch einfach nur nicht da.

Das späte Erscheinen der Crew bedeutet am Ende noch einmal eine Stunde Verspätung mehr.

Und das „Beste“ zum Schluss: es gab nur eine einzige Maschine von einem Dutzend anderer, die wegen des Wetters nicht in Korfu landete …