Donnerstag, 8. Oktober

Der Morgen und die griechische Gastfreundschaft bringen uns erst einmal in arge Nöte. Nachdem ich gezahlt habe, überreicht mir Maria eine große, stylische Geschenktüte mit einer Überraschung drin für den Enkel daheim. Sodann folgt ein 1-Kilo-Glas selbst gemachter Marmelade. „Früchte aus dem ganzen Garten. Wichtig: Wenn geöffnet, sofort in den Kühlschrank!“

Nun haben wir jedenfalls das Problem -und das wird ausführlich und lautstark mit allen Beteiligten auf Griechisch, Englisch und Deutsch diskutiert- eine Pflanze, eine Geschenktüte, ein Kilo Marmelade und noch ein Päckchen, das uns unser Autovermieter am Flughafen mitgeben will, zusätzlich im Gepäck zu verstauen. Und das angesichts strenger RyanAir-Vorschriften. Blöderweise -und das wird man mir sicher bis an mein Lebensende vorwerfen- habe ich nur eine kleine 10-Kilo-Tasche mitgenommen, obwohl ich den 20-Kilo-Freigepäck-Tarif habe. Damit steht zumindest fest, dass für weitere Mitbringsel der Platz nicht reichen wird.

Bild von JamesDeMers auf Pixabay

Doch damit nicht genug: sie überreicht mir noch einen Topf mit einem „Wandelröschen“. Selbiges hatte Madame im letzten Jahr hier gekauft und mit viel zu viel Wasser innerhalb weniger Tage bis an den Rand des Ertrinkungstod gebracht. (Da fällt mir ein: ich muss nochmal nach dem Gecko auf dem Balkon schauen.) Maria hatte versprochen, das Blümchen zu reanimieren und uns beim nächsten Besuch wieder mitzugeben. Operation gelungen. Wohl selten zuvor dürfte einer Pflanze so viel Aufmerksamkeit angediehen sein. Bemerkenswert schon deshalb, weil man so ein Teil genauso gut in Deutschland hätte kaufen können.

Wir wagen uns an den Strand. Es stürmt zwar permanent (Mistral) und ab und zu gibt’s auch ein paar Wölkchen, aber insgesamt ist es ein schöner Strandtag. Abends sind wir jedenfalls die letzten.

For Diner gehen wir zu Fuß zum „Nafsika“. Auf dem Weg noch ein Abstecher in einen Souvenirladen und die erstaunliche Feststellung, dass es mitten im Ort einen Knabberfisch-Stützpunkt gibt. Da, wo kleine, bedauernswerte Fischlein vornehmlich älteren Damen die Hornhaut von den verschrumpelten Füßen knabbern.

Der Wirt im „Nafsika“, der so sehr an „Opa Willi“ erinnert, ist in Hochform. Ebenso das Essen. Wider besseren Wissens, dass ich die nach dem reich bestückten Vorspeisenprogramm auch noch schaffen könnte, bestelle ich mir noch die gekochte Lammkeule. Ein Traum! Ein kulinarische Highlight! Eine Geschmacksnerven liebkosende Würze! Von unbeschreiblicher Zartheit!

Nichts, was ich im Restaurant mehr hasse: Essen fotografieren

Aaaaaaaber: so groß wie ein Minfußball; garniert mit noch mehr Salat und noch mehr Gemüse. Zur Hälfte muss ich die Waffen strecken. Nichts geht mehr. Selbst ein zur Hälfte mit Ouzo gefülltes Limo-Glas lässt es nicht weiter flutschen. Der Augenaufschlag des Wirtes sagt alles: ‚War doch klar.‘

Die Rechnung gibt’s ausgedruckt! War das Finanzamt hier? Üblicherweise wird sie auf die Papiertischdecke gekritzelt. Wehmütig, und mit besten Wünschen für das nächste Jahr verabschieden wir uns. Es fällt schwer, daran zu glauben, dass es wirklich anders werden könnte 2021. Heute Abend war außer dem unsrigen nur noch ein weiterer Tisch mit 2 Personen besetzt.

Trotzdem scheint es neben steigenden COVID-19 Zahlen eine weitere Welle mit neuen Touristen zu geben. Man sieht viele neue, oft junge Menschen durch den Ort flanieren.