Heute werden in Europa neue Datenschutzvorschriften wirksam. Wie weit weg von Griechenland ist dieses Europa eigentlich?
Der Tag beginnt wie der gestrige. Wir produzieren Zitronensaft. Mit einer wahrscheinlich nur in Griechenland erhältlichen Zitronenpresse. Die Frucht steckt dabei auf einer Art Spieß, der sich bei ungeschickter Handhabung in den Handballen bohrt und damit das Ende des Pressvorgangs signalisiert; was ein deutscher TÜV natürlich nie zulassen würde.
Der Saft, inklusive etlicher Fruchtfleischbrocken wird in das lange dunkelbraune Haupthaar der mitreisenden Tochter einmassiert. Weiel (sie spricht das wirklich so aus): nächste Woche ist „Rock am Ring“ und die gesamte 26-köpfige Clique fährt dort blau-köpfig hin. Cool, was!? Und deshalb muss ihr Haar jetzt erstmal, zitronensaftbearbeitet in der Sonne vorbleichen. Weil das blaufärben brauner Haare nicht so einfach ist. Ach ja.
Also Strandtag. Es gibt wieder den Wettbewerb um den Lautstärken-Oskar. Aspiranten auf den Sieg sind heute drei Bewerber. Der allein mit seiner Tochter urlaubende Vater, der aus „Jim Knopf“ vorliest und dabei einen Radius von circa 12 Liegestühlen abdeckt.
Die junge, unendlich komplizierte Lehrerin (reine Mutmaßung) mit dem selbst gehäkelten Hut (?), der zuhause wahrscheinlich auf der Heckablage ihres SUVs über etwas anderes gestülpt ist, die ihrem Mann -aber auch dem gesamten Strandabschnitt- noch einmal die Auseinandersetzung von gestern Abend mit der eigentlich ganz Netten aus dem Nachbarbungalow nicht nur schildert sondern geradezu filetiert und anschließend deren Fortsetzung heute Morgen, wo es wieder eskalierte, obwohl sie sich eigentlich nur „Sorry!“ sagen wollte. (Er sagt überhaupt nichts -wird von ihr wohl auch nicht erwartet- und schielt hin und wieder in sein aufgeschlagenes Buch.)
Und schließlich der kleine etwa vier Jahre alte potenzielle Hooligan, der zu jeder Gelegenheit jedes gerade verfügbare Familienmitglied zusammenbrüllt und vorzugsweise dabei auch noch zuschlägt.
Dass alle drei Favoriten aus Deutschland kommen und im nahe gelegenen Wohlfühl-Camp mit Yoga-Raum, inklusive Bollerwagen-Nutzung wohnen, entspricht meiner völlig vorurteilsfreien Erwartung (sehr gehässig, ich weiß).
Über die Frage, was uns, oder jedenfalls viele von uns Deutschen im Urlaub so auffallen lässt, schlafe ich ein und verpasse die Siegerehrung.
Um 18 Uhr beginnt der Strandwart-Bufdi lautstark mit dem Zusammenklappen der Liegen und macht es ungemütlich. Also gut: Schluss für heute. Die mitreisende Tochter verabschiedet sich noch schnell vom Meer und wir düsen nach dem Duschen zu Dimitris in die „Taverna Brouklis“ in Arillas.
Neben dem Üblichen mundet heute das Unübliche ganz vorzüglich: ganz frisch zubereitetes Pastitio* und das riesige Käsekuchenstück für die morgen heimreisende Tochter, die anschließend auf dem Balkon noch einen Ouzo zur Verdauung braucht.
Der Rommé-Sieg geht heute an Monsieur und wird rot in den Kalender eingetragen!
*Pastitsio ist neben Moussaka eines der bekanntesten griechischen Auflaufgerichte. In der üblichen Form besteht es aus einer Schicht Nudeln in Röhrenform mit etwas geriebenem Kefalotyri. Darüber kommt eine Schicht Hackfleisch, bedeckt von einer weiteren Schicht Maccheroni mit Käse. Die oberste Schicht bildet eine mit Kefalotyri bestreute Béchamelsauce. (Quelle: Wikipedia)