Einen Tag nach der Europawahl (die Grünen sind der große Gewinner) und zwei Tage nach dem deutschen Pokalfinale (die Bayern haben Leipzig 3:0 geschlagen) starten wir in den Korfu-Urlaub 2019.
Noch immer sind die Erfahrungen aus dem missglückten Start 2018 in bester Erinnerung. Übrigens hat es Monate gedauert bis die Fluggesellschaft (TUI Fly) sich dazu herabgelassen hat, die uns zustehende Entschädigung anzuerkennen und auszuzahlen. Von Kundenfreundlichkeit keine Spur! Eigentlich ein Skandal.
Diesmal haben wir bei Condor (morgens ab Düsseldorf) und für die nun doch mitreisende Tochter RyanAir (Nachmittags ab Köln) gebucht.
Um 3:45 Uhr geht es los. Am Düsseldorfer Flughafen schon das reinste Chaos. Etliche Clubs und Clübchen sorgen mit bierseligem Gegröle und den neusten Mallorca-Hits aus dem Ghettoblaster für Ballermann-Feeling.
Aber es geht zügig voran und sogar an der Sicherheitskontrolle gibt es keinen Stau.
Auch bei Condor ist das Fliegen für einen Zweimetermenschen keine vergnügungssteuerpflichtige Veranstaltung. Eingespannt wie in einem Schraubstock schmerzen bald alle Glieder.
In der Sitzreihe vor mir: Mami, Papi und Maxim (5). Letzterer hyperaktiv, bei Langeweile mit Tendenz zum laut werden und weit werfen. In ständiger Gefahr, auszurasten und der Maschine verwiesen zu werden.
Mami tiefenentspannt. Weil:
Papi hat offenbar bei „Schnick, Schnack, Schnuck“ verloren und ist nun in der Pflicht, den Sohnemann während des Flugs zu beschäftigen. Ununterbrochen redet er in einer Lautstärke auf ihn ein, dass der halbe Flieger von seinen wertvollen Informationen zur zivilen Luftfahrt profitiert.
Die spektakuläre Landung auf Korfu kommentiert er im Stil der Endspiel-Reportage von 1954. „Der Pilot müsste landen, der Pilot landet! Unten, unten, unten, Deutschland ist unten!“
Kurz vor dem Aussteigen blicken sich Mami und Papi noch erwartungsfroh tief in die Augen. „Das wird ein wundervoller Urlaub!“. Vermutlich wollen sie den Kleinen auf der Insel aussetzen.
Flughafen Korfu. (Wir haben übrigens fast eine Acht beschrieben, um in den Landeanflug über die Stadt zu gelangen.) Es dauert einige Zeit, bis ich mich aus meiner Sitzposition herausgequält habe und die arthritischen Kniegelenke wieder -wie vorgesehen- die Funktionalität von Ober- und Unterschenkel ermöglichen.
Seit der Krise ist der Flughafen in deutscher Verantwortung. Neuer Check-In-Bereich, neue Kofferbänder, und noch einiges mehr „under construction“.
Mietauto von Corfu Top Cars in Empfang genommen, Lidl heimgesucht (Stromausfall am Vortag: Kühltheken leer, Laden unklimatisiert) und dann nach Kanoni am Ende der Start- und Landebahn zum Frühstücken. Spektakulär der Blick auf die über die Köpfe der Gäste startenden Jets. Man glaubt fast, auf dem Kaffee einen Kerosinfilm zu erkennen.
Zum Haus, die griechischen Gastgeber herzen, auspacken, einrichten, ein Stündchen relaxen und wieder zum Airport, die nun doch mitreisende Tochter abholen. Auch sie fast pünktlich, obwohl ihre Maschine einen zweiten Landeversuch brauchte.
Abends ins „Brouklis“ in Arillas zu Dimitris. Der ist immer noch völlig aus dem Häuschen, dass sich mittlerweile die ganze Familie übers Jahr verteilt bei ihm tummelt.
Zum Teil stehen die Tische noch drinnen. Zu unbeständig, das Wetter. Die Vorspeisenplatte und Pastitsio. Foto per Whatsapp in die Heimat. Bisschen Neid erzeugen.
In einer Ecke tagt der Gemeinderat. Arillas hat als eine der ersten Orte ein neues Abfall-System eingeführt. Statt Müllcontainer an jeder zweiten Straßenecke (für jeden zugänglich) wird Wertstoffmüll zum Trennen und späteren Recyclen zu einem Wertstoffhof gebracht. Problem: die öffentliche Müllabfuhr schafft es nicht, feste Termine für die Abfuhr des Restmülls einzuhalten.
Jetzt klappern Rumänen die Häuser ab und bieten an, den Müll gegen Cash zu entsorgen. Wo der dann landet, ist unschwer zu vermuten.
Da es am Sonntag auf Korfu neben Europa- auch Kommunalwahlen gab, wird der Bürgermeister in Arillas ab Oktober übrigens ein neuer sein.
Und dann das noch: obwohl gut versteckt, hat doch noch jemand zuhause ein Rommé-Spiel gefunden und mitgenommen. Muss ich halt gewinnen.
Was soll ich sagen? Mission erfüllt!
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