Es geht nach Hause. Die Nacht war unruhig. Geschlafen habe ich kaum. 6:20 Uhr aufstehen. Das 1-kg-Marmeladenglas ist bereits tief im Dschungel der Schmutzwäsche verkeilt, mit dem Corfubeer-Glas wollen wir an der Sicherheitskontrolle ebenso mit offenen Karten spielen wie mit dem Wandelröschen im Topf. Pünktlich um sieben geht’s ein letztes Mal die Marterstrecke hinunter. Am ATM noch schnell Bares gezogen (falls doch noch für Übergepäck zu löhnen ist) und dann die steile Strecke hinauf nach Aspiotades.

Um acht sind wir am neuen, großzügigen Abfertigungsgebäude. Die mitreisende Tochter hat’s ohne Brechattacke auch gut überstanden. Giannis, der Autovermieter übernimmt und übergibt uns, wie abgesprochen, ein Päckchen für einen Freund in Deutschland. Inhalt: ein Trikot von AO Kerkyra. Noch mehr Gepäck 😩!
Check in: mehr Platz, mehr Counters, mehr Komfort, aber immer noch das gleiche Organisationschaos. Wir treffen Angela und verabschieden uns. Zu mehr als einer Umarmung reicht die Zeit aber nicht. Obwohl der Sicherheitscheck reibungslos und flott funktioniert. Insbesondere das Wandelröschen begeistert die Security. Eifrig wird gefachsimpelt, was das denn für ein Pflänzchen sei. Und wie toll, dass wir uns so für die heimische Flora begeistern können und ihr ein sicheres Plätzchen in Deutschland bieten wollen. (Den mir spontan in den Sinn kommenden kleinen Gecko lassen wir mal lieber unerwähnt.)
Hier am Flughafen ist Social Distancing ein Fremdwort. Alles steht, läuft, sitzt, isst, trinkt eng beieinander. Masken ja, aber oft unterhalb der Nase getragen oder in FFP3-Norm (ohne Schutzfunktion für andere). Der Gipfel: im Flieger sitzen eine Dame mit nach oben offenen, halbschalenförmigen Rotzfängern (sorry). Eine Holländerin! Ausgerechnet! Seit Monaten mit halbherzigen Schutzverordnungen auf Corona-Risikokurs und nun Hotspot mit tausenden Neuinfektionen pro Tag. Ohne vom Bordpersonal darauf angesprochen zu werden, treibt sie den Leichtsinn weiter, indem sie über zwei Stunden an einer Cola nuckelt, um die Maske ganz unten zu lassen. Übrigens genauso leichtsinnig sind die Briten. Kaum einer, den man auf Korfu mit Maske gesehen hätte. Mir unbegreiflich!
Die Maschine aus Düsseldorf landet pünktlich und der erste Aussteigende ist noch nicht die Gangway runter (kein Witz!), da wird am Gate schon zum Boarding aufgerufen. Dass im Flieger in diesem kurzen Wechselzeitraum etwas gründlich desinfiziert worden sein soll, ist für mich völlig undenkbar.
Das Wandelröschen führen wir jetzt in einer Tüte des Duty-Free-Shops, sozusagen undercover, mit uns. So ein Duty-Free-Einkauf -den es, nebenbei bemerkt, innerhalb Europas eigentlich ja gar nicht mehr gibt- darf bei LaudaMotion (im Auftrag von RyanAir unterwegs) nämlich zusätzlich zum Mini-Handgepäck mit an Bord (nur die mitreisende Tochter darf im Priority-Tarif ein 10-Kilo-Gepäckstück und eine Handtasche und einen Duty-free-Beutel mit sich führen).

Viele Plätze bleiben leer. Selbst in den Reihen mit mehr Beinfreiheit sind vier von zwölfen unbesetzt. Kleines Highlight während eines ansonsten ruhigen Fluges: kaum, dass wir Reiseflughöhe erreichen, ertönt aus der Tasche vor Madame ein lautes „Plopp“. Pistole mit Schalldämpfer? Weit gefehlt: Der Deckel des Ipalat-Döschen ist buchstäblich in die Luft gegangen.
Auf die Minute touchdown in Düsseldorf. Der Abfertigungsbereich „B“ ist wegen Corona ab Mittag außer Betrieb. Alle Läden dicht. Gruselig.
Draußen wartet der Chauffeur mit dem neuen Auto. Kein Hyundai!
Eine Woche auf Korfu sind vorbei. Eine Woche voll gemischter Gefühle. Wiedersehensfreude, Anspannung, Erholung, Abschalten. Unter‘m Strich hat es sich gelohnt und wahrscheinlich werden wir uns auf Ferien dieser Art einstellen müssen.
Und das Marmeladenglas hat auch überlebt.
