Samstag, 2. Juni

Abreise. Wenig geschlafen.

Korfu Geranien
Geranien in Marias Garten

Beim Beladen des Autos steht Maria ganz unauffällig an ihren Blumenrabatten und fragt dann mit einem verschmitzten Lächeln über die Schulter, ob ich „etwas“ von dem Grünzeug vor ihr mitnehmen wolle. Das macht sie jedes Jahr. Und: klar, will ich. Das „etwas“ gestaltet sich dann mehr und mehr zu einem gewaltigen Busch. Hier noch ein Zweig, da noch ein Ableger und etwas mit Wurzelwerk wäre wohl auch noch ganz gut. Die Plastiktüte, mehr ein -Sack ist auch gleich zur Hand. Gestenreich erklärt sie mir auf Griechisch, dass die Wunderpflanze (es handelt sich um griechische Minze) in den Schatten muss, wenig Wasser braucht, als Würze in Stifado und Zucchini-Bällchen oder als Deko und Geschmacksverstärker auf Drinks und Desserts zum Einsatz kommt und als Medizin ganz hervorragend bei Bauch- und Halsschmerzen hilft.

Ich verstehe Alles! In diesen Momenten liebe ich dieses Land und seine Menschen.

Dann kommt auch noch Angela. Aus Korfu-Stadt. Mit dem winzigen Baby. Nur um uns zu verabschieden. Der Namenlose strahlt gleich los, als er die Stimme der blonden deutschen Frau hört. Nur Thanassis (Tommy) lässt sich nicht blicken. Wir vermuten, dass er doch sehr mit dem Schicksal hadert, aus Gründen der Familien-Räson nun in Agios Georgios das Haus hüten zu müssen statt in New-York-City Taxi fahren und mit seiner Freundin leben zu können.

Küsse, Tränen, gute Wünsche, Erinnerungen an den Abschied vor einem Jahr mit Theofilos, dessen am Sonntag, drei Monate nach seinem Tod, nach orthodoxem Ritus noch einmal auf dem Friedhof gedacht wird. Noch mehr Tränen.

Es geht gut los: Kein Verkehr auf der mafiösen Baustelle, keine quer stehenden Betonmischer. Wir nehmen die längere Route über Pagoi, Vatonies und Arkadades. Die wesentlich kürzere Route hoch nach Aspiotades ist wegen Straßenschäden voll gesperrt. Aber das bedeute nichts, meinte Angela, da führen sie trotzdem immer noch. Wären nur zwei Stellen, wo die Straße etwas den Hang hinunter gerutscht sei. Unser Auto hätte doch genug Höhe?! Definiere „genug“. Wir gehen auf Nummer sicher.

Durch die engen Gassen kommen wir, ohne Gegenverkehr zu haben. Im Morgenlicht zeigt sich Korfu noch einmal von seiner schönsten Seite. Ich könnte an jeder Kurve anhalten und fotografieren.

Korfu Velonades
Korfu – Velonades

Wenn da nur der Müll* nicht wäre. Vielerorts sind die Container mit Planen abgedeckt, damit nicht noch mehr obenauf geworfen wird.

Bei geringem Verkehr erreichen wir in einer knappen Stunde das Chaos am und im Airport. Giannis ist nirgends zu sehen, also kommt das Auto auf den Parkplatz, Schlüssel und Parkticket unter die Fußmatte. Hat gute Dienste geleistet, unser Opel. Am Ende hatte ich alle Anzeigen deutscher Sprache eingerichtet. Hoffentlich kriegen die das wieder raus.

2018-Korfu Mietwagen Airport
Zurück am Airport. „Unser“ Opel Corsa. Von TOP Cars Korfu.

Die Tüte mit der Minze packen wir sicherheitshalber um vom Handgepäck in den Koffer. Das Auto duftet bereits wie eine Pfefferminzbonbon-Fabrik. An der Kontrolle fischt man bei mir noch eine volle Flasche Wasser raus (wie peinlich!) und bei der Gattin lösen zwei Kugelschreiber Alarm aus.

Allen Befürchtungen zum Trotz, kommt der Flieger! Pünktlich. Und startet ebenso. Auf billigstem Niveau. Aber das wollen wir ja so.

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Billigflieger 2018: Mit 196 cm Körpergröße eingepfercht für zwei Stunden

Gestern noch ging durch die Presse, das Eurowings in den ersten fünf Monaten mehr als 1.500 Flüge hat ausfallen lassen. Vorgestern auch den von Schwägerin und Schwager. In Düsseldorf war zum Ende der Pfingstferienwoche der Betrieb im Chaos versunken. Zeit- und Personalplanung sind offenbar so auf Kante gestrickt, dass ein winziges Sandkorn alle Zahnräder aus dem Takt bringen kann.

* Gestern wurde eine Online-Petition an den Ministerpräsidenten Tsipras freigeschaltet, um auf das Problem in Korfu aufmerksam zu machen. 2.500 (mich eingeschlossen) hatten heute schon unterschrieben.

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