Sonntag, 25. Sep 22

Heute soll das vermeintliche Highlight unseres diesjährigen Korfu-Urlaubs stattfinden. Die Taufe von Klein-Thiofolos. In zwei Wochen wird er ein Jahr alt und wurde bisher nur mit „Baby“, „Schatz“ oder anderen Kosenamen gerufen.

[Hoffentlich lesen unsere griechischen Freunde die folgenden Zeilen nie!]

Rund einhundert Gäste kommen zur Feier in die Kirche der Heiligen Maria von Mandrakina in Korfu-Stadt, direkt am Meer zwischen Altem Fort und dem Asiatischen Museum gelegen. Eingerahmt von zwei schönen Grünanlagen. Die Kirche war im 2. Weltkrieg arg in Mitleidenschaft gezogen und wurde in den 1950ern restauriert. Heute finden dort fast ausschließlich Trauungen und Taufen statt.

Und die sind heute von diversen Agenturen bis ins kleinste Detail durchorganisiert. Als wir ankommen, verlässt gerade die vorherige Taufgesellschaft das Gotteshaus. Die weiblichen Gäste übrigens keineswegs in körperbedeckender Bekleidung, sondern durchaus im Minirock oder in Hotpants und auf Highheels.

Das Problem des Parkplatzfindens im Zentrum von Korfu haben wir zuvor auf griechische Art gelöst. Der wegen eines Cricketspiels am Nachmittag zentrale Platz ist zwar immer noch gesperrt, wir fahren aber einfach über die eigentliche Abfahrt drauf.

Der Innenraum der Kirche ist so klein, dass höchstens ein Drittel der Gesellschaft hineinpasst. Das enge Gewusel wird dem Anlass nur bedingt gerecht. Zwei große Studioscheinwerfer leuchten die Szenerie für den Filmer und für die Fotografin, die beide permanent hin und her laufen, perfekt aus. Ständig geht jemand rein oder raus, es wird sich unterhalten, Handys klingeln und per FaceTime wird das Ereignis live zu Verwandten in Italien übertragen.

Mittendrin der kleine Täufling, der schnell erkennt, dass er hier heute im Mittelpunkt steht. Ab diesem Zeitpunkt weint und schreit er quasi ununterbrochen und wird sich fragen: „Warum hilft mir hier eigentlich niemand? Menschenopfer sind doch in Europa schon länger verboten!?“ Es hilft alles nichts. Begleitet von den Gebeten und dem Singsang des Popen und den Schwüren der beiden Taufpatinnen, wird er von Mama getrennt, unter anderem nackt ausgezogen (an dieser Stelle geht der „Gehilfe“ des Popen mit einer Fernbedienung durch den Raum und schaltet nacheinander die vier an der Decke hängenden Ventilatoren aus), mit Olivenöl eingeschmiert, dreimal komplett in Taufwasser (das der „Gehilfe“ kurz vorher aus einem roten Putzeimer aus Plastik ins Taufbecken gekippt hat) eingetaucht und schließlich auch noch kreuzweise einiger Locken beraubt (denn bis zu diesem Tag war der Frisörbesuch tabu).

Nach einer knappen Stunde und 1.000 professionell geschossenen Fotos ist es dann vorbei. Den zu Tränen gerührten Eltern und der Verwandtschaft wird gratuliert und der Täufling ist am Rande der Erschöpfung, kann aber jetzt steuerrechtlich von den Behörden erfasst und lebenslang staatlich kontrolliert werden (laut seinem Onkel sei das nämlich der eigentliche Sinn der Taufe).

Neben dem Kirchlein haben die „Baptism-Planner“ eine „Candy-Bar“ aufgebaut; so ’ne Art Buffet mit allerhand Süßigkeiten, Getränken und Tauf-Erinnerungen.

Nach kurzer Stärkung und noch mehr Fotos geht es los zur Feier-Lokalität. So um die 50 Gäste kommen mit. Inklusive uns und vier weitere eingeladene deutsche Feriengäste, die auch alle an einem Tisch zu sitzen kommen, weil sie sich eh nicht mit den griechischen Gästen unterhalten könnten.

Dann wird plattenweise aufgefahren: frischer Salat, Nudelsalat, Saganaki, Tsatsiki, gefüllte Champignons, Pitabrot, Stifado, Pommes Frites, Gegrilltes von Huhn, Schwein, Rind und Lamm, Würstchen und Bifteki. Natürlich auch Wasser, Wein und Brot. Zum Abschluss dann noch süßes Gebäck. Aber da ist unser Tisch schon raus aus der Nummer: das meiste von der Grillplatte geht zurück in die Küche.

Es war phantastisch und einmalig lecker. Als die Kinder auf die Piñeta eindreschen, wünscht sich so mancher Erwachsener, mitmachen zu dürfen, um schon mal Kalorien abzubauen.

Kurz vor Mitternacht treten wir, an der im Hafen liegenden AIDAblu vorbei, die rund einstündige Heimfahrt an.